Am 18. November 1970 gegen 10:15 Uhr näherte sich der Erzbischof in der Franziskuskirche der Monstranz, in der das Fleisch eingeschlossen ist. Das Blut wird in dieser Monstranz in einem Kelch aufbewahrt. Der Erzbischof löste die von seinem Vorgänger angebrachten Siegel. Jetzt - durch kein Behältnis mehr getrennt - befanden sich Fleisch und Blut so unmittelbar vor seinen Augen wie damals vor denen des Mönches, der die heilige Messe feierte, in der sich der Übergang zeigte.
Damals, “um die Jahre 700 nach Christus“ - wie ein heute noch erhaltenes schriftliches Zeugnis aus dem Jahre 1631 erzählt -, lebte in der Stadt Lanciano im Kloster des hl. Legontianus ein Mönch, der nicht ganz fest im Glauben stand. Er zweifelte, in dem konsekrierten Brot und Wein wirklich dem Leib und Blut Christi zu begegnen. Immer wieder bat er Gott, er möge sein Herz von dieser Plage der Unsicherheit befreien. Als dieser Mönch eines Morgens bei der Darbringung der heiligen Messe - nachdem er die Worte der Wandlung über Brot und Wein gesprochen hatte - mehr als sonst von seinem alten Fehler befallen war, sah er, wie sich das Brot in Fleisch und der Wein in Blut verwandelten. Er war erschüttert und verwirrt, wie das Zeugnis aus dem Jahre 1631 ausdrücklich erwähnt. Dieser Bericht kam dem Erzbischof in den Sinn, als er das Fleisch und Blut aus nächster Nähe betrachtete. Versunken in ferne Zeiten, wähnte er sich einen Augenblick lang neben dem Mönche, während dieser seinen Vorbehalt durchlitt. Schon wollte der Erzbischof ihm gegen diesen Zweifel Beistand leisten, da holte ihn ein Gedanke in die Gegenwart zurück.
“Zwölfhundert Jahre sind’s her”, durchfuhr es ihn. Voller Ehrfurcht und zärtlicher Liebe haftete sein Blick an den heiligen Gestalten. Die Fleisch gewordene runde Hostie von unregelmäßiger Form zeigte in der Mitte eine Leere, so dass sie das Aussehen eines Ringes angenommen hatte. An den äußeren Rändern war das Gewebe gekrümmt und die Kernzone gegen die Leere hin gefranst. Der größte Durchmesser der Hostie betrug sechs Zentimeter. Sie war leicht bräunlich und erschien ganz rosa, wenn man sie gegen das Licht betrachtete. Hart wie Holz fühlte sich das Fleisch an. Beim aufmerksamen Hinsehen zeigte die äußere Randzone des Gewebes einige kleine Löchlein in regelmäßigem Abstand.
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